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Die Lüge vom Platz
Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,
Oftmals rufen mich Leser unseres Magazins PIANONews an, um einen Tipp beim Kauf eines Digital-Pianos zu erhalten. Wenn man dann nachfragt, warum man denn kein akustisches Instrument kauft, vielleicht ja eines mit einer Stummschaltung und eingebautem Digital-Piano, hört man als Argument oftmals, dass ein Digital-Piano ja weniger Platz einnehmen würde.
Nun, das ist nun wirklich nicht wahr, es sei denn man denkt an die kleinsten D-Pianos, die eigentlich nur aus der Klaviatur mit einem Ständer bestehen. Ansonsten ist es einfach zu erkennen: Digital-Pianos haben in etwa dieselbe Tiefe und (bei vollem Tastenumfang, was heute eigentlich der Standard ist) Breite wie ein akustisches Klavier. Und zum Sitzen benötigt man ohnehin denselben Raum vor dem Instrument. Die Meinung, dass ein Digital-Piano weniger Platz in den eigenen vier Wänden einnehmen würde, beruht auf einem einfachen psychologischen Effekt: Digital-Pianos sind viel flacher gebaut als ein akustisches Klavier, das in der Höhe mehr Platz einnimmt. Daher empfindet man ein Digital-Piano als kleiner.
Dennoch: Lassen Sie sich nicht täuschen. Und sind wir einmal ehrlich: Trotz der immensen Entwicklung der vergangenen Jahre im Bereich der Digital-Pianos, ersetzen sie nur schwerlich ein akustisches Klavier, dessen Anschlag und auch Klang immer noch ein weitaus direkteres Spielerlebnis offenbart. Die Möglichkeit der Kombination, also eines akustischen Instruments mit Stummschaltung und der Option ein Digital-Piano über Kopfhörer am akustischen Instrument (mit derselben Klaviatur) zu begießen, ist daher eine weitaus interessantere Option.
Und nochmals: Einmal abgesehen von der Höhe des Instruments (und meist wird der Platz über dem Instrument kaum genutzt) ist der Platzbedarf derselbe. Da braucht man sich selbst nicht zu belügen …
Carsten Dürer
Chefredakteur PIANONews