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Altes ausprobieren
Liebe Klavierliebhaberinnen und -liebhaber,
oftmals ist der Wunsch nach einem eigenen, einem neuen Instrument groß, wächst über die Jahre, die man sich vielleicht nicht traut ein eigenes neues Instrument anzuschaffen. Und natürlich ist dies nicht allein durch das vielleicht begrenzte Platzvolumen in den eigenen vier Wänden begründet, sondern auch immer durch den eigenen Geldbeutel. Man will ja neben diesem Hobby auch noch gerne in den Urlaub fahren, sich ein Essen leisten können, vielleicht auf einen neuen Gebrauchtwagen kaufen.
Natürlich ist man immer daran interessiert etwas Neues zu erstehen, sein eigenes Neues, gleichgültig worum es geht. Doch bei Klavieren ist dies eigentlich nicht notwendig. Nicht nur deshalb, da der Gebrauchtinstrumentenmarkt riesig ist, sondern vor allem auch deshalb, da viele Menschen ihr Instrument über Jahre nicht wirklich intensiv genutzt haben und ein gebrauchtes Instrument entsprechend neuwertig im Zustand sein kann. Sollte man also gebrauchte Instrumente überhaupt in Erwägung ziehen?
Nun, es gibt etliche Dinge zu beachten: Kaufen Sie ein Instrument von privat, haben Sie in der Regel keine Garantie. Wenn Sie sich selbst mit Klavieren und Flügeln nicht sonderlich gut auskennen, kaufen Sie also „die Katze im Sack“ wie man sagt. Die Folgekosten können hoch sein, ähnlich denen beim Kauf eines Gebrauchtautos, wenn man sich nicht auskennt. Also, was tun?
Nun, man kann natürlich beim Händler gebrauchte Instrumente kaufen. Dort sollte man davon ausgehen, dass sie durchgesehen sind auf die gute Funktionsweise und vor allem erhält man auch noch eine Garantie. Da sind die Risiken dann überschaubar. Viele Händler haben auch recht alte Instrumente im Ladenlokal stehen. Oftmals mit aufwendig gestalteten Gehäusen, mit einer wundervollen Furnieroberfläche aus gutem Holz. Doch wie sieht es im Innern aus: Auch da gibt es oftmals positive Überraschungen. Denn wenn ein Instrument, das zwischen 1930 und 1960 gebaut wurde, entsprechend dem Wert gepflegt wurde, muss es nicht schlechter sein, als ein gerade einmal ein Jahr altes, gebrauchtes Instrument.
Also: haben Sie den Mut und probieren diese alten Großklaviere – wenn Sie sie sehen –ruhig einmal aus. Oftmals sind sie in der Werkstatt des Händlers auch komplett überholt worden und im Innern finden sich viele Neuteile wie Hammerköpfe, Filze, Saiten etc. Wenn man dann den Klang eines solchen Instruments hört, ist man oftmals erstaunt: großer, runder und warmer Klang. Er ist anders als bei Neuinstrument, oftmals weniger auf Brillanz ausgearbeitet, weniger aggressiv. Zudem hat man auch noch ein ansprechendes Möbel obendrein.
Ja, diese Instrumente (das gilt auch für Flügel) entsprechen nicht immer dem Zeitgeschmack in der optischen Ausführung – aber der verändert sich bekanntlich ja ohnehin alle paar Jahre. Es kann nicht schaden, diese wunderbaren Instrumente aus vergangenen Zeiten zu vergleichen. Man kann wahre Schätze unter ihnen entdecken. Und wenn man sie beim Händler kauft, kann man sicher sein, dass man nicht nur ein schönes Gehäuse kauft, sondern ein gutes Instrument. (Dagegen sei abgeraten von eBay-Verkäufen von privat, da man dort oftmals nur eine Optik ersteht, die im Innern oftmals nicht das hält, was das Äußere verspricht.)
Carsten Dürer
– Chefredakteur PIANONews –