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Herkunftsländer
Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,
viel wird in der Klavierwelt seit Jahren über die Herkunft von Instrumenten, ja von Teilen in den Instrumenten diskutiert. Das erstaunt heutzutage, da es in einer Welt des globalisierten Handels doch kaum mehr Produkte gibt, die ohne Teile aus den lohngünstigeren asiatischen Staaten gibt.
Bei Automobilen fragt keiner danach, wo genau welcher Teil hergestellt wird. Die Corona-Krise hat mit der Verknappung von Halbleitern in allen Bereichen gezeigt, dass man in kaum einem Produkt mit elektronischen Bauteilen ohne die Lieferkette aus Asien zurechtkommt. Aber bei Klavieren und Flügeln wird immer noch Wert darauf gelegt, woher welches Bauteil kommt. Wieso eigentlich?
Der deutsche Klavierbau ist zurecht stolz auf seine Errungenschaften. Immerhin ist die Ausbildung zum Klavierbauer in deutschsprachigen Ländern auf einem Niveau, das es in anderen (auch europäischen Staaten) so nicht gibt. Aber dennoch haben die deutschen Klavierhersteller für die Möglichkeit einen Teil des großen Kuchens gerade am chinesischen Markt zu erhalten, ihr Know-How nach Asien exportiert. Dass die Chinesen als Weltmacht im Klavierbau, wenn es um die Stückzahlen geht, heutzutage immer bessere Qualitäten liefern, steht ebenso wenig zur Diskussion.
Entsprechend versuchen sich die deutschen Hersteller mit ihrer großen Tradition zu behaupten, indem sie die Herstellung im eigenen Land herausstellen. Das ist auch vollkommen in Ordnung, denn kaum woanders wird mit so viel Wissen und Sorgfalt gefertigt, wie in Deutschland. Aber wenn es dann Instrumente gibt, die gut sind, die einem guten Qualitätsstandard entsprechen, aber aus China stammen, wird gegen diese argumentiert.
Das ist nicht weitsichtig, denn wenn man bedenkt, wie viele Instrumente mittlerweile auch in Deutschland verkauft werden, die in China gefertigt oder vorgefertigt werden, dann muss man einfach einmal „die Kirche im Dorf lassen“ und die Leistungen auch der chinesischen Klavierhersteller anerkennen.
Zudem gibt es auch solche Unternehmen aus China, die sich auf bestimmte Halbfertigprodukte für die Klavierindustrie spezialisiert haben. Stichwort „Mechaniken“. Es gibt mittlerweile hervorragende Mechaniken, die in China gefertigt werden und solchen aus anderen Produktionsländern durchaus gleichzustellen sind. Warum sollte man das mit Skepsis betrachten, immerhin benutzt ein Großteil von deutschen Bürgern auch mit Stolz Produkte aus dem Hause Apple, die allesamt in China gefertigt sind …
Das Handwerk in Deutschland sollte aufrecht erhalten blieben, als eine Art von „Burg“ für höchste Qualität – auch im Klavierbau. Aber die Errungenschaften in diesem Bereich aus anderen Ländern muss und sollte man ebenso anerkennen. Nur auf diese Weise kann man doch erwarten, dass auch die asiatischen Klavierbauunternehmen die deutsche Qualität honorieren.
Carsten Dürer
- Chefredakteur PIANONews -