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Auf dem Klavier oder Flügel
Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,
es ist wie mit allem, was man sich in die Wohnung stellt: Sobald es eine Ablagefläche gibt, die dieses Möbel in erreichbarer Höhe bietet, wird es schon bald in Beschlag genommen.
Wofür? Nun, was man so gerade in der Hand hat, oder – je nach Aufstellung des Möbels – was man nicht vergessen will und es genau dort ablegt – um es letztendlich doch zu vergessen.
Doch wie sieht es mit einem Klavier oder einem Flügel aus? Wenn man in Haushalte kommt, dann ist es oftmals dasselbe: Klaviere und Flügel werden gerne als Ablageflächen genutzt. Kein Wunder, bietet ein geschlossener Flügel doch eine wunderbare Ablagefläche für alles Mögliche: da sind natürlich als erstes die Noten, die man gerne auf dem Flügeldeckel verteilt. Das gilt auch für das Klavier.
Aber die meisten denken nicht darüber nach, dass der obere Deckel des Klaviers oder selbstredend der Flügeldeckel eigentlich einen anderen Zweck hat: Das Öffnen des Instruments, um den Klang nicht etwa zu vergrößern oder lauter werden zu lassen, sondern ihn klarer zu machen.
Viele Klavierspieler haben Angst, dass das Instrument dann zu laut würde. Natürlich wird es vordergründig erst einmal so scheinen, als würde das Instrument lauter werden. Aber in Wirklichkeit wird der Klang nur klarer. Daher ist es weitaus schöner ein Klavier oder einen Flügel mit geöffnetem Deckel zu spielen.
Und natürlich wird man sein eigenes Spiel dieser Klarheit anpassen. Man hört die Obertöne besser, kann besser den Klang gestalten.
Wenn man das Instrument dann nicht spielt, sollte man den Deckel natürlich schließen, da sich ansonsten weitaus mehr Staub im Instrument ansammelt, als nötig. Dasselbe gilt auch für den Klaviaturdeckel, da sich auch dort – zwischen den Tasten – gerne Staub ansammelt. Doch die Realität in privaten Haushalten sieht anders aus:
Alles Mögliche liegt auf den Instrumenten. Flügeldeckel sind auch beliebt für bestimmte Decken, auf denen dann auch schon einmal eine Statue oder eine Vase steht. Oftmals sind diese Flügeldeckel so vollgestellt, dass es viele Besitzer gar nicht mehr in Betracht ziehen, den Deckel überhaupt jemals zu öffnen, da das Abräumen des Deckels mehr Zeit und Geduld fordern würde, als die Freude am „freien Klang“ bringen würde.
Wenn es um die Lautstärke im Raum geht, gibt es andere Mittel, um die zu starke Ausbreitung – und damit Lautstärke – des Instruments im Raum zu reduzieren. Aber nachdem sich die Klavierbauer so viel Mühe mit dem Klang eines Instruments gegeben haben, sollte man es nicht einfach schließen und für den Rest seines Lebens gedeckelt und damit reduziertem Klang spielen. Das wäre doch schade.
Carsten Dürer
- Chefredakteur PIANONews -